Seit Ende 2012 gibt es auf dem doch sehr begrenzten deutschsprachigen Buntpapier-Literaturmarkt einen neuen kleinen Schatz:
"Träume auf Wasser / The Dream of Water.
Türkische Ebrukunst, eine lebendige Tradition." von Hikmet Barutçugil.
Ich möchte behaupten, schon recht viel zum Thema Marmorpapier gelesen zu haben, von klassischen Rezepten und Büchern bis hin zu neueren Erscheinungen (in denen nur zu oft die Klassiker zitiert werden). Neue Bücher und Anleitungen zum Thema Marmorpapier bringen selten frische Impule. Und immer wieder gelange ich zur Erkenntnis, dass allein viel Ausprobieren und noch viel mehr Geduld und Durchhaltevermögen nötig sind, um tolle Ergebnisse zu erreichen.
Letztere Erkenntnis hat sich nach dem Lesen von Barutçugils Buch auch nicht wesentlich geändert. Jedoch ist der große Unterschied, der dieses Buch für mich so besonders macht: die Marmoriertechniken werden in vielen Aspekten noch einmal von einer anderen, hier in Westeuropa nicht so bekannten Seite beleuchtet.
Neben einem längeren sehr interessanten Theorieteil über Herkunft, Entstehung und Bedeutung folgt im Hauptteil des Buches die Praxis zur Marmorierkunst (Ebru): Und eigentlich würde ich jetzt, anstatt hier an der Tastatur zu sitzen, viel lieber die Anregungen Barutçugils ausprobieren und testen. Das beginnt mit der Beschreibung zur Herstellung von eigenen Pinseln aus Pferdehaar und Rosenholz (Pferde und Rosenstöcke Hamburgs, nehmt Euch in Acht!), über die Herstellung der Farben aus Naturpigmenten bis hin zum Ansetzen des Grundes – nicht mit Carragheen sondern mit wertvollem Gummitragant, der noch einmal ganz andere und hochinteressante Eigenschaften mit sich bringt.
Wie schon gesagt, werden diese Themen in vielen Details anders betrachtet als in traditionell westeuropäisch geprägten Anleitungen (Stichwort Hautkontakt mit dem Grund, generell Sauberkeit, Vor- und Nachbereitung, ideale Grundtemperatur etc.).
Wer genaue Rezepte und exakte Anleitungen sucht, wird auch hier nicht fündig. Weil das einfach so gut wie unmöglich ist, bzw. Rezepte allein durch Erfahrungswerte entstehen können, die vor allem eines sind: extrem individuell und – unbezahlbar.
Nach den Materialien und Grundtechniken wird im Anschluss noch ausführlich gezeigt, wie die für Ebru so typischen und traditionellen Blumenmotive entstehen. Ich persönlich finde diese Art des Marmorierene im Ergebnis eher etwas kitschig – handwerklich gesehen ist es jedoch unglaublich faszinierend, und sicher werde ich bei meinen nächsten Experimenten in der Werkstatt ein paar davon versuchen nachzuvollziehen.
Herausgeberin ist Susanne Krause (Hamburger Buntpapierverlag),
selbst renommierte Buntpapiermacherin aus Hamburg.
Für diese Ausgabe wurde das ursprünglich türkische/englische Manuskript von 2001 überarbeitet, ergänzt, und zum ersten Mal auf deutsch übersetzt.
Neben der Normalausgabe ist das Buch in einer limitierten Auflage von 12 Exemplaren als Vorzugsausgabe erhältlich: in einem Schuber zusammen mit einem Leporello-Album mit 12 von Hikmet
Barutçugil signierten und identifizierten Original-Ebrupapieren; Schuber und Album sind handgefertigt von Olaf Nie.
Weiterführende Infos zum Buch gibt es bei Susanne Krause oder hier bei openPR
(Abbildungen des Buches mit freundlicher Genehmigung des Hamburger Buntpapierverlages/Susanne Krause)
Bei Gefallen bitte weitersagen:
Es sind noch keine Einträge vorhanden.